Ende der deutschen Luftfahrt

aus dem Buch: "Natur- und Brand katastrophen" erschienen im Tosa-Verlag Wien

Neun Jahre war lang war der Traum vom Fliegen Wirklichkeit gewesen. Komfortabel, luxuriös, zuverlässig und sicher hatte die "Hindenburg" -das damals größte Luftschiff der Welt- auf 590 Flügen insgesamt 16-000 Passagiere zwischen Europa und Amerika hin und zurück beförtdert. Aber als sie am 6.Mai 1937 bei der Landung in Lakehurst im Bundesstaat New Jersey explodierte, war alles mit einem Schlag vorbei.

Das Sterben des Luftschiffs "Hindenburg"

Seit Stunden erwarten Reporter, Kameraleute und Angehörige der Zeppelin-Reisenden ungeduldig und nervös die Ankunft der LZ-129 im Luftschiffhafen in Lakehurst.

Die Ankunft des Luftschiffes das nach dem deutsche Politiker "Paul von Hindenburg" benannt wurde, war ursprünglich für acht Uhr morgens Ortszeit angesetzt. Mittlerweile ist es Nachmittag geworden, ein ungemütlicher Wind ist aufgekommen und am Himmel braut sich ein schreckliches Gewitter zusammen.

Mit diesen Wetterverhältnissen kämpft zur gleichen Stunde der Kapitän der "Hindenburg", Max Pruss. Zwei Landeanflüge sind bei dem Versuch, das Gewitter zu umfahren, bereits gescheitert. Als die Regenwolken endlich nach Westen hin abgetrieben werden, setzt er zum dritten Landeversuch an. Es ist 18.21 Uhr, als der "große, schwebende Palast" langsam und behäbig in Richtung Landemast herabsinkt. Die Landungsseile sind bereits heruntergelassen und werden von dem wartenden Bodenpersonal ergriffen, Angehörige winkten einander zu.

Das tragische Ende des rumreichen Luftschiffes: Eine Explosion hat den Rumpf der "Hindenburg" erschüttert, der Zeppelin ist in Flammen aufgegangen

Das Schiff schwebt nur noch 60 Meter über dem Boden, da platzt im Heckbereich des Schiffes die erste Gaszelle. Hochexplosives Wasserstoff strömt aus, entzündet sich sofort und die Flammen fressen sich im Nu vom licherloh lodernden Heck nach vorne und lassen eine Gaszelle nach der anderen -insgesamt sind es 16- explodieren. Als das Luftschiff unter einem riesigen Rauch- und Feuerpilz zusammensackt, ist die Detonation in einem Umkreis von bis zu 22 Kilometern zu hören. Nur 32 Sekunden später ist das grausame Spektakel beendet, die "Hindenburg" existiert nicht mehr. Noch Stunden später schlagen Flammen aus dem brennenden Wrack. Es grenzt an ein Wunder, daß dennoch zwei Drittel aller an Bord befindlichen Personen gerettet werden. Aber 22 der 61 Besatzungsmitglieder und 13 der 36 Passagiere sind tot.

Natürlich hätte man Helium verwenden können, so wie man das auch heute macht, aber nur Amerika war in der Lage diese enorme Menge von 200-000 m³ zur Verfügung zu stellen die nötig gewesen wäre diese riesige Hülle von 246,70 m und einem Durchmesser von 41,2 m an seiner dicksten Stelle, damit zu füllen. Das wollte man aber wohl aus politischen Gründen nicht, so daß dem deutschen Chefkonstrukteur Ludwig Dürr nur der Wasserstoff übrig blieb. (mehr Kapittel Entstehung)

Alle Zeugen des Unglücks stehen unter schwerem Schock. Doch die anwesenden Journalisten besinnen sich bald auf ihre Profession und so wird der Untergang der "Hindenburg" zum ersten, großen Medienspektakel, das im Radio live dokumentiert und übertragen wird. Das alles geschieht zu einem Zeitpunkt, als man sich gerade an die Vorteile der Luftschiffe gewöhnt hat, die ein enormes Fracht- und Passagiervolumen haben. Die "Hindenburg" faßt zum Beispiel 13 Tonnen Fracht und Post und bis zu 70 Passagiere. Im Gegensatz zu anderen Fluggeräten, wie etwa dem Heißluftballon, sind Zeppeline stabil und lenkungstechnisch wind- und wetterunabhängig und garantieren damit höchstmögliche Sicherheit in der Luft. Durch die Luftschifffahrt ist es möglich geworden, die Distanzen zwischen Europa und Amerika zu verkürzen. Und nicht zuletzt bieten sie den Passagieren Komfort und Luxus. Die "Hindenburg" gleicht mit ihren diversen Speise- und Amüsiersalons -sogar ein Klavierflügel aus Leichtmetall ist an Bord- mehr einem fliegenden Luxushotel als einem gewöhnlichen Verkehrsmittel.

In der deutschen kommerziellen Luftschifffahrt ist die Explosion der "Hindenburg"der erste Unfall, bei dem Menschen tödlich verunglücken. Das internationale Ansehen des deutschen Verkehrsministeriums steht auf dem Spiel. Über die Unglücksursache spekullieren sowohl die Experten, als auch die Presse. Warum war der Zeppelin, der auf seinen Flügen nach Südamerika in dieser Saison ausgebucht war, bei diesem Flug nur zu einem Viertel von Passagieren belegt? Warum hatten prominente Persönlichkeiten, denen in Deutschland Freikarten für die Reise angeboten worden waren, diese abgelehnt? Sind im Vorfeld der Katastrophe Drohungen, die "Hindenburg" würde bei Ankunft in den USA in die Luft gehen, bei den Nazi-Behörden eingegangen, die diese wiederum geheimgehalten hatten? Haben deutsche Sicherheitsbehörden bei ihren Kontrolluntersuchungen vor dem Start des Zeppelins versagt? Eines wenigstens kommt nach Ende des zweiten Weltkrieges ans Licht: Dr. Hugo Eckener, Leiter des Zeppelinkonzerns, der am 13.Mai 1937 in den USA eintrifft, ist mit dem Befehl von oberster Stelle gekommen, jegliche Sabotageakttheorien kategorisch zu unterbinden. Die Crew der "Hindenburg", die das Desaster überlebt hat, hält sich ebenfalls merkwürdig bedeckt, wenn es um die Schilderung der Explosion geht. Das alles deutet zumindest auf einen Anschlag hin. Bereits am 7.Mai verfügt der deutsche Reichsluftfahrtsminister Hermann Göring die Einstellung sämtlicher Luftschifffahrtslinien, die bis dahin zwischen Deutschland und Nord- bzw. Südamerika verkehrt haben. Die Ära der deutschen Passagierluftfahrt ist damit vorerst beendet.

Die Entwicklung des Zeppelin-Konzerns

Friedrichshafen war um 1900 eine kleine verschlafene Residenzstadt mit 5000 Einwohnern. Sie verdankt ihren Aufstieg dem Grafen Zeppelin, der hier Planung, Entwicklung und Bau seiner Luftschiffe realisierte. Alles begann 1898 mit der Gründung einer "AG zur Förderung der Luftschifffahrt". 800 000 Mark Kapital, davon die Hälfte aus seinem Privatvermögen, steckte Zeppelin in diese Firma. Am 2.Juli 1900 stieg das erste Luftschiff, die "LZ-1", zu einem Probeflug auf.

Die technische Entwicklung forderte bald weitere Spezialisierungen innerhalb der Betriebe und so wurden 1909 die "Luftschiffbau Zeppelin GmbH" und die "Luftschiffmotorenbau GmbH" (später "Maybach Motoren GmbH", heute MTU)

und 1915 die Zahnradfabrik Friedrichshafen GmbH gegründet. Nach dem ersten Weltkrieg vereinte der Konzern rund 50 Tochterunternehmen.

Mit Beendigung der Zeppelin-Ära in Deutschland mussten sich die Unternehmen umorientieren. Die "Maybach Motoren GmbH" verlegte sich auf die Produktion von Luxusautomobilen, Dornier ging in die Flugzeugentwicklung und die Zeppelin GmbH ist heute führend in Herstellung und Vertrieb von Baumaschinen. Die Luftschiffbau Zeppelin GmbH fertigte eine 33 Meter lange teilrekonstruktion der "Hindenburg" an, die heute im Zeppelin-Museum in Friedrichshafen zu besichtigen ist.