Zur Geschichte der Aldegunder Feuerwehr
aus dem Buch "St.Aldegund Portratit eines Winzerdorfes" von Reinhold Schommers
In den eng bebauten Moseldörfern mit ihren Fachwerkhäusern, bei der unmittelbaren
Nachbarschaft von Mensch und Tier in den Einhäusern mit den Vorräten von Heu,
Stroh und Frucht unter den hohen Schieferdächern, war der Feuerschutz von
jeher eine vordringliche Gemeinschaftsaufgabe, der sich jeder Bürger jederzeit
zu stellen hatte.
In den Bestimmungen über den Erwerb des Bürgerrechts mit den Nutznießungen
der Gemeinde wird nicht nur ein erhebliches "Einzugsgeld" in Höhe von 30
Reichsthalern für eine Ehe gefordert, sondern jeder Bürger hatte auch ein lettern (ledernen)
Eimer wider die Feuersbrunst zu stellen und jederzeit einsatzbereit zu halten.
Die Eimerkette wurden von allen Bürgern, auch Frauen und Kindern, gebildet, aber am Ort des Unglücks hatten
nur die Männer etwas zu suchen. Nach
alten Gemeinderechnungen hatte St.Aldegund schon im April 1789 eine neue Feuerspritze
bekommen, die später die kleine Spritze genannt wird und mit 24 Mann ausprobiert.
Jeder an dieser Übung tätige erhielt zum Verzehr ein Maß Wein und einen
Wecken, was zusammen 2 Reichsthaler 38 ausmachte.
Das Leder an der Spritze wird mit ein halb Schoben Tran und ein halb
Pfund Enselt geschmiert, die Spritze selbst mit Baumöl und Schmalz was zusammen
28 alb. kostet.
Zum Feuerschutz und zur Erhaltung der öffentlichen Ordnung war im Dorf einständiger
Wachdienst eingerichtet: Die Tagwache musste reihum von zwei Erwachsenen „mindestens
17 Jar ald“ und „keine Weiber“ von früh um sechs bis abends um zehn mit Horn und Spieß dienst
tun und dieselben am Hause des Bürgermeisters
abholen. Verstöße gegen die Dienstordnung konnten
vom Bürgermeister mit einer Strafe bis 3 Reichsthalern geahndet werden. Für die Nacht hatte der
gemeindlich bedienstete Nachtwächter die Aufsichtspflicht zu leisten.
In der Bürgerordnung heißt es, dass offenes Feuer nach zehn Uhr abends
in den Häusern gelöscht oder mit Asche abgedeckt werden musste. Es war verboten offenes Feuer über die Straße zu tragen. Nur in einer verschlossenen Laterne durfte
beim Nachbarn Feuer geholt werden.
Besondere Vorschriften gab es über den Bau und die Reinigung von "Schonsten" (Schornsteinen). Was Wunder,
wenn man bei Sanierungsmaßnahmen Balken findet, die aus statischen Gründen
quer durch die Schornsteine verlaufen.
Wann St.Aldegund die zweite, größere Spritze erhalten hat, ist nicht belegbar, doch muss dies um 1825 gewesen sein.
Im Jahre 1842 wurde von der preußischen Regierung eine neue Feuerordnung
erlassen, die viele örtliche und landesherrliche Feuerordnungen
vereinheitlichte. Seit dem wurde in regelmäßigen Abständen, aber nicht
früher als alle drei Jahre, eine neue Feuerwehrmannschaft, Brandkorps genannt,
von der Gemeinde gewählt. Für St.Aldegund sind die diesbezüglichen
Wahlpro-tokolle der Zeit um die Jahrhundertmitte noch erhalten.
Gewählt wurden:
1Feuerwehrhauptmann - hier Fr. Wilhelm Andries - und 2 Stellvertreter
16 Drücker für die große Spritze, für diese ein Spritzenmeister und 2 Stellvertreter
8 Drücker für die kleine Spritze, ebenfalls einen Spritzenmeister und 2 Stellvertreter
je einen Rohrführer und einen Stellvertreter
2 Leiterführer mit je 3 Gehilfen
2 Hakenmeister mit je 3 Gehilfen
2 Feuerboten nach Beuren
2 Feuerboten nach Alf
2 Feuerboten nach Neef und Bremm
Dazu eine Feuerwache mit einem Chef und 10 Mann; das sind zusammen 70 Feuerwehrleute.
Anscheinend ist man bei größeren Bränden auch in weiter entfernte Dörfer gerufen worden; denn im Beschluss vom 14.August 1859 heißt es, dass eine Spritze größerer Dimension bei den Gebrüdern Zilken in Koblenz gekauft werden soll an Stelle der beim Brand in Merl unbrauchbar gewordenen großen Spritze. Diese neue Spritze hat bis zum großen Brand 1942 noch Dienst getan und wurde beim Kauf der neuenTS8 1959 leider an einen Althändler verschleudert.
Die Regelung von 1842 galt bis zum Ende des Kaiserreiches. Zu Beginn der 20 er Jahre wurde mit der Gründung der Republik das obrigkeitsstaatliche Denken durch demokratische Selbstverwaltung und Selbstverantwortung ersetzt, und es bildeten sich die Freiwilligen Feuerwehren, die neben ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit auch ein reges Vereinsleben entwickelten.